Drogenszene in der Schweiz 2024

Die Entwicklung der Drogenpolitik in der Schweiz spiegelt wider, wie sich das Verständnis von Sucht über die Zeit verändert hat. Im 19. Jahrhundert sah man Sucht als moralisches Problem und Süchtige wurden oft zwangsbehandelt. Durch sozialdarwinistische Theorien im frühen 20. Jahrhundert setzte sich die Idee durch, dass Sucht vererbt und unveränderlich sei. Diese Denkweise führte zu starker Stigmatisierung.

Mit der Jugendbewegung der 1970er Jahre rückte Drogenkonsum in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten. Als Bedrohung für die Ordnung empfunden, führte dies zu einer Verschärfung der Drogenpolitik und zum vollständigen Verbot des Drogenkonsums 1975. Doch der Anstieg des Drogenkonsums und die sichtbaren Probleme in den 1980er Jahren forderten ein Umdenken.

Ab den 1990ern begann die Schweiz, neue Wege zu gehen, um die gesundheitlichen und sozialen Folgen des Drogenkonsums zu reduzieren. Die Einführung sauberer Injektionsmaterialien, die Opioidagonistentherapie (OAT) und betreutes Wohnen senkten die Infektionen mit HIV und Hepatitis deutlich und minderten die Mortalität. Die Vier-Säulen-Politik (Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression) wurde zum Standard.

Heute steht die Schweiz vor neuen Herausforderungen. Das Konsumverhalten hat sich verändert, Freizeitdrogen wie Cannabis sind verbreiteter, und das vermehrte Auftreten von Crack führt zu Besorgnis. Die Drogenpolitik sieht sich mit der Frage konfrontiert, wie der Balanceakt zwischen Prävention, Hilfe und Repression aufrechterhalten werden kann. Ansätze wie „Support don’t Punish“ zeigen, dass der Fokus auf Hilfe und soziale Integration effektiver sein kann als reine Strafverfolgung.

In einer Zeit, in der sich die Drogenszene und die gesellschaftlichen Herausforderungen schnell ändern, bleibt die Schweiz ein Beispiel für innovative Drogenpolitik, das viele Länder interessiert verfolgen.